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Geschichte des Schlosses

Das heutige Nickerner Schloss geht
auf die Anlage einer Wasserburg aus dem 12. Jh. zurück. Ursprünglich befand
sich diese im Besitz der Ritter von Karas, später zeitweise auch der Dresdner
Bürgerfamilie Ziegler. 1511 erwarb der damalige Bürgermeister von Freiberg,
Georg Alnpeck die Herrschaft und ließ die Burg zum Renaissanceschloss umbauen.
1622 wurde dieses Gut vom Oberkammer- und Bergrat Johann Georg von Osterhausen
nochmals erweitert. Bis 1681 bildeten Nickern und Oberlockwitz ein einheitliches
Rittergut, welches bis Ende des 17 Jh. im Familienbesitz der Alnpecks blieb.
1693 stockte Hans von Bose, sächsischer Oberhofmeister das von ihm zwei Jahre
zuvor erworbene eingeschossige Herrenhaus auf und wandelte es zum Wohnschloss
um. Dabei erhielt das Gebäude unter Wahrung der ursprünglichen Struktur Stilelemente
des ländlichen Barocks.
Erst 1870 erhielt der schlichte Bau seinen Glockenturm und somit sein heutiges
Aussehen. Zum Rittergut gehörten neben einigen Gehöften im Ort auch ausgedehnte
Felder und Obstplantagen sowie eine Brauerei, die über die Ortsgrenzen hinaus
einen guten Ruf besaß.
1945 wurde das Gut enteignet und diente fortan Wohnzwecken. Die bei einem
Brand 1960 entstandenen Schäden konnten relativ schnell wieder behoben werden.
In den 80er Jahren erfolgte eine Umgestaltung zum Klub- und Kulturhaus, welches
bis 2000 von einer Interessengemeinschaft Schloss Nickern betrieben wurde.
Dieser Verein war auch Initiator der regelmäßig durchgeführten Schlossfeste,
welche weit über den Ortsteil hinaus bekannt wurden.

Der neue Schlossherr:
André Vogt (Mitte)
Nachdem die Stadt
Dresden das Schloss Nickern zum Verkauf ausschrieb, ist mit Wirkung vom 28.10.2004
André Vogt neuer Eigentümer. Er beabsichtigt laut Nutzungskonzept,
das Schloss Nickern vor allem der Öffentlichkeit zu erhalten, sowie es kulturell
zu nutzen. Dafür gibt es die Verpflichtung gegenüber der Stadt Dresden bis
mindestens 2019, was zugleich Bedingung für den Verkauf war. Insofern hat
die Stadt Dresden eindeutig zugunsten des Kulturerhalts im Dresdner Stadtteil
Nickern entschieden. Behutsam versucht nun der neue Eigentümer, Hand in Hand
mit Anwohnern und kulturinteressierten Bürgern, dieses Kleinod im Dresdner
Südosten behutsam wiederzubeleben. Ein in Gründung befindlicher Schlossverein,
wird dafür die entsprechende Plattform sein.
Artikel aus der Sächsischen
Zeitung vom 16. Dezember 2004:
Neuer Geist im
alten Gemäuer
Von Ivette Wagner
Das Schloss Nickern
hat nach langem Hickhack endlich einen neuen Besitzer. Sein Name steht schon
am Briefkasten: André Vogt. Er ist seit Ende Oktober Besitzer von Schloss
Nickern. Der 29-Jährige bezeichnet sich als Lokalpatriot: „Das Schloss hätte
in keiner anderen Stadt stehen dürfen. Dann hätte ich nie diesen Schritt gewagt.“
Anderthalb Jahre kämpfte Vogt um das Schloss mit über 4.000 Quadratmetern
Fläche, machte mehrere Ausschreibungen mit. Seit 1996 befand sich das Kleinod
in freier Trägerschaft eines Vereines, am Ende des Jahres 2000 verlängerte
die Stadt wegen unterschiedlicher Ansichten über die Nutzung den Mietvertrag
nicht. Weitere Anläufe der Nutzung scheiterten, seit November 2002 war das
Bauwerk, das eine über 650-jährige Geschichte hat, ungenutzt.
Die Stadt Dresden investierte trotz ungenauer Zukunft insgesamt etwa 5,6 Millionen
in den Ausbau. André Vogt bezahlte schließlich nur 270 000 Euro. „Es gab eine
Wertermittlung“, sagt Vera Winkler, Sachgebietsleiterin Grundstücksverwertung
bei der Stadt. „Das Schloss wurde zum Verkehrswert verkauft.“ „Wir sind natürlich
sehr froh über die schon erfolgte Sanierung“, sagt Vogt. „Komplett unsaniert
hätte ich das Schloss nicht genommen.“ Der neue Eigentümer führt durch die
Räume. Durch gemütliche Kellergewölbe, eine hochwertige Großküche, in einen
Raum mit einer riesigen Heizungsanlage, vorbei an Toiletten. In einem Raum
zieren Malereien die Wand, Bestuhlung ist vorrätig. „Es ist wirklich hervorragend
renoviert wurden“, sagt Vogt. „Allerdings hätte man das auch mit weniger Geld
hinbekommen. Die Heizungsanlage beispielsweise ist eigentlich überdimensioniert.“
Die Stadt ließ außerdem in der Zeit des Leerstands das Haus durch einen Sicherheitsdienst
überwachen. „Dadurch gibt es keinerlei Vandalismusschäden“, so Vogt. Den unsanierten
Teil des Schlosses will und muss der Inhaber einer Elektrofirma nun auch herrichten.
So steht es im Vertrag. Er geht von einer Investition von etwa zwei Millionen
Euro aus.
Gebunden an den Kauf des Nickerner Schlosses ist außerdem ein Kulturkonzept
bis ins Jahr 2019. „Jedes Jahr muss ich einen Bericht abgeben, in dem die
Kulturveranstaltungen der vergangenen Monate aufgelistet werden“, erklärt
Vogt. Mit Hilfe seiner Freunde und Kollegen Sven Erik Naumann und Albrecht
Grötzsch soll es wieder ein Schlossfest geben, einen Ökobauernmarkt, Lesungen,
Konzerte, Partys. Ein Schlossverein befindet sich in Gründung, Kleinkünstler
bekommen eine Bühne, ein Tanzstudio soll sich dort ansiedeln. „Mein Traum
wäre es, wenn das Puppentheater der Stadt Dresden hier einziehen würde“, sagt
Vogt. „Das Ensemble muss ja aus dem Rundkino raus.“ Außerdem sucht Vogt Vereine
und Gastronomen, die am Projekt Schloss Nickern mitarbeiten wollen. „Die müssen
das Konzept mittragen und Spaß daran haben“, nennt er als Bedingung. Einmal
im Jahr stellt sich Vogt ein Mittelalterspektakel vor, das ganze Jahr über
Vermietungen für unterschiedlichste Anlässe, im Sommer Kinovorführungen. Kurzum:
„Das Schloss soll wieder ein Treffpunkt werden“, sagt er. „Das Umfeld hier
ist begeistert, wir werden unterstützt. Jetzt müssen wir den Sprung vom Träumen
zum Organisieren schaffen.“ Im letzten Jahr liefen – nach Angaben von Vogt
– trotz Leerstandes allein 30 000 Euro Nebenkosten auf. „Die müssen wir erstmal
erwirtschaften“, sagt er. Dass er das schafft, davon ist André Vogt überzeugt.
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